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Angelina Köhler wirbt für Teilnahme am Programm „Schutz vor Hate Speech“

Es ist das Beben in ihrer Stimme, das verrät, wie sehr das Thema sie immer noch beschäftigt, auch wenn dessen Ursprung mittlerweile ein halbes Jahr zurückliegt. „Ich habe die volle Breitseite des Hasses abbekommen“, sagt Angelina Köhler, „und was mich ganz besonders mitnimmt: Es hört nicht auf! Noch immer bekomme ich deswegen Hassnachrichten. Das ist wirklich absolut krass.“ Tatsächlich, das ist es. Umso wichtiger, dass sich die deutsche Spitzenschwimmerin entschieden hat, ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Weil sie dafür sensibilisieren möchte, welche Gefahren im Umgang mit den sozialen Medien lauern. Und weil sie den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) unterstützen möchte im Vorhaben, seine Kampagne „Schutz vor Hate Speech“ auch bei den Olympischen Winterspielen in Italien im Februar 2026 fortzuführen und auf eine breitere Basis zu stellen. 

Was war passiert? Im olympischen Rennen über die 100 Meter Schmetterling bei den Spielen in Paris im August 2024 hatte Angelina Köhler als amtierende Weltmeisterin die Bronzemedaille um 21 Hundertstelsekunden verpasst. Platz drei ging stattdessen an die Chinesin Zhang Yufei – eine der 23 Schwimmer*innen aus dem Reich der Mitte, die unter Dopingverdacht standen. 2021 war sie auf das verbotene Herzmedikament Trimetazidine getestet worden, die Welt-Antidoping-Agentur WADA allerdings folgte der Erklärung chinesischer Behörden, nach der die verbotene Substanz über verunreinigte Nahrung aufgenommen worden sei. 

Angelina Köhler, die viel Wert darauf legt, zu ihren Werten und moralischen Vorstellungen zu stehen, sprach in Interviews freimütig und in Tränen aufgelöst darüber, dass Rang vier hinter der Chinesin durchaus einen Beigeschmack habe. Die BILD machte daraus die Schlagzeile „Doping-Chinesin klaut unserer Schwimm-Königin Bronze“. Daraufhin brach eine Welle der Entrüstung über Angelina Köhler herein, vor allem aus China kamen unzählige Nachrichten, viele davon nicht in chinesischer, sondern in englischer und deutscher Sprache, generiert von Bots. 

Olympische Winterspiele 2026 – Das solltest Du wissen

1. Wann finden die Olympischen Winterspiele 2026 statt?

Die Olympischen Winterspiele 2026 finden vom 6. bis 22. Februar 2026 in Italien statt.

2. Wo genau finden die Spiele statt?

In den Städten Mailand und Cortina d’Ampezzo sowie in den Regionen Lombardei (Bormio & Livigno) und Venetien (Verona) und in den autonomen Provinzen Trient (Fleimstal) und Bozen (Antholz).

Die Spiele werden im San-Siro-Stadion in Mailand eröffnet und in der Arena von Verona ihren Schlusspunkt finden.

3. Welche Sportstätten werden für die Olympischen Winterspiele 2026 genutzt?

Für die Olympischen Winterspiele 2026 kommen hauptsächlich bestehende oder temporär errichtete Sportstätten zum Einsatz. Insgesamt wird es 13 Wettkampfstätten geben, von denen elf bereits heute existieren oder lediglich temporär erbaut werden.

Die wichtigsten Sportstätten sind:

  • Mailand:
    • Mediolanum Forum (Eiskunstlauf, Shorttrack)
    • PalaItalia Santa Giulia (Eishockey)
  • Cortina:
    • Olimpia delle Tofane (Ski Alpin – Damen)
    • Eugenio Monti Sliding Centre (Bob, Rodeln, Skeleton)
  • Antholz:
    • Antholz Biathlon Arena (Biathlon)
  • Bormio:
    • Stelvio-Piste (Ski Alpin – Herren, Ski Mountaineering)
  • Val di Fiemme (Predazzo & Tesero):
    • Trampolino Dal Ben (Skispringen, Nordische Kombination)
    • Lago di Tesero (Langlauf, Nordische Kombination)

Mailand Cortina 2026: Deutsches Haus in den Dolomiten

Ursprünglich, gemütlich – und mitten in der Natur mit Blick auf die dolomitischen Bergketten. Der „Golfclub Cortina“ oberhalb des renommierten Wintersportzentrums von Cortina d’Ampezzo bietet mit seiner exponierten Lage und seiner traditionellen Holzbauweise das ideale Ambiente für ein stimmungsvolles Sport- und Naturerlebnis. In diesen Genuss können zu den Olympischen und Paralympischen Winterspielen 2026 auch die Gäste des Deutschen Hauses kommen, wenn die Location im kommenden Februar und März zum „Home of Team Deutschland“ wird – wie gewohnt ganz nah am sportlichen Geschehen. Im Mountain-Cluster von Cortina d’Ampezzo werden zu den Olympics die Bob-, Rodel- und Skeletonwettbewerbe, die Ski Alpin-Rennen der Frauen sowie das Curling-Turnier ausgetragen. Bei den Paralympics stehen dort die Eröffnungsfeier sowie die Sportarten Para Ski alpin, Para Snowboard und Rollstuhlcurling auf dem Programm. Die Biathlon-Konkurrenzen finden im rund 60 Kilometer entfernten Antholz statt.

Die Entscheidung für den Golfclub verkündete Claudia Wagner, Geschäftsführerin der Deutschen Sport Marketing (DSM) und in dieser Rolle verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung Deutscher Häuser, im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs unter dem Motto “One year to Mailand Cortina 2026” gemeinsam mit Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in der DOSB-Zentrale in Frankfurt.

One year to go! Geschichte schreiben mit einem Jahr Anlauf

Die Euphorie von Menschen, die Geschichte schreiben können, strahlen sie noch nicht aus. Aber das muss man Tatjana Paller und Finn Hösch nun wirklich nachsehen, denn um Historisches zu schaffen und als erste deutsche Athlet*innen in ihrer Sportart an Olympischen Spielen teilzunehmen, fehlt ihnen etwas Entscheidendes: die Qualifikation. Weil jedoch das Skibergsteigen, im internationalen Sprachgebrauch als Ski Mountaineering (kurz: Skimo) bekannt, die einzige Neuaufnahme im Programm von Mailand Cortina 2026 darstellt, und weil wir selbstverständlich an unsere besten nationalen Asse glauben, sind Tatjana und Finn die passendsten Gesprächspartner, um genau ein Jahr vor dem Start der Festspiele in den italienischen Alpen (6. bis 22. Februar 2026) den Countdown einzuläuten.

Das gilt insbesondere deshalb, weil die beiden so anschaulich und beseelt von ihrem Sport erzählen, dass man ihnen die Fahrkarte nach Bormio, wo die Skimo-Medaillenkämpfe stattfinden werden, am liebsten direkt ausstellen würde. Doch so einfach ist das leider nicht – dazu später mehr. Zunächst einmal gilt es zu klären, was eigentlich die Faszination dieses Sports ausmacht. Und da sind sich Finn und Tatjana einig: „Das Besondere ist der Mix aus Ausdauer und Kraft beim Aufstieg, skifahrerischen Skills bei der Abfahrt und technischen Fähigkeiten in den Wechselbereichen!“

Vier Disziplinen werden in der Weltcupsaison, in der sich die beiden der Sportfördergruppe der Bundeswehr Angehörigen zwischen den Events in Arinsal (Andorra) und Boi Taüll (Spanien) aus einer Ferienwohnung in Spanien zugeschaltet haben, ausgetragen: Sprint, das als Königsdisziplin geltende Individual (Langstrecke), Vertical (nur bergauf) und Mixedstaffel. Um beim Aufstieg nicht ins Rutschen zu geraten, werden den ultraleichten Ski Steigfelle untergeschnallt, die vor der Abfahrt in den Wechselzonen abgezogen werden müssen. Dazu gibt es Tragepassagen, auf denen die Bretter geschultert werden müssen. Bei Verstößen gegen die Regeln beim Wechseln drohen Strafzeiten. Skibergsteiger*innen sind also, vergleichbar mit Triathleten, vollkommene Allrounder.

Aus Gründen der optimalen TV-Vermarktbarkeit haben es nur der Sprint, bei dem in mehreren Runden jeweils rund 80 Höhenmeter auf und ab zu absolvieren sind, und die Mixed Relay ins olympische Programm geschafft. Für Tatjana und Finn ist das ein Segen, „denn das sind ihre jeweils stärksten Disziplinen“, sagt Bundestrainer Max Wittwer, „was die beiden ausmacht, ist ihr Wille, vom Start weg voll mitzuspielen und das Feld von vorn zu kontrollieren. Und sie sind ein eingespieltes Team, da merkt man, dass das sehr gut funktioniert.“ Wobei bis auf das Wechseltraining kaum Einheiten gemeinsam absolviert werden. „Dafür sind die körperlichen Unterschiede zu groß, da geht jeder sein eigenes Tempo“, sagt Tatjana.

Während Finn als Kindergartenkind schon auf Skiern stand und sich bei einem Nachwuchscamp in Österreich ins Skibergsteigen verliebte, war Tatjanas Weg in den Wintersport verschlungener. „Ich war zwar in der Jugend auch oft zum Alpinskifahren unterwegs, aber mit dem Leistungssport habe ich auf dem Rad begonnen“, erzählt die 29-Jährige, die für die Sektion Tölz des Deutschen Alpenvereins (DAV) startet, unter dessen Ägide Skibergsteigen ausgetragen wird. Bis in den Bahnrad-Bundeskader schaffte sie es, bei Olympischen Spielen ging es allerdings nicht über die Position der Ersatzfrau hinaus. Als ihr nach dem Abschied aus dem Radsport 2020 klar wurde, dass ihr Hobby Skibergsteigen auch ein richtiger Wettkampfsport mit Weltcup und WM ist, sattelte sie um, „weil das Feuer für den Leistungssport noch da war.“

Eine Entscheidung, die sie nie bereut hat, und die sich nun, da Skimo olympisch wird, „wie eine Einmal-im-Leben-Chance anfühlt. Es geht noch einmal eine Tür auf, das ist toll für mich“, sagt sie. Im Einzel hat Tatjana Paller bislang international keinen Podestplatz vorzuweisen, achtmal wurde sie aber bereits Vierte. Finn dagegen holte erst vor kurzem bei den Winter World University Games in Turin (Italien) Gold im Sprint. „Und im Mixed zählen wir schon zu den Top-fünf-Nationen“, sagt der 22-Jährige, der für die DAV-Sektion Bergland München startet und wie Tatjana sein Heimat-Skigebiet Lenggries am liebsten hat. Die führenden Nationen sind die Alpen-Anrainer Schweiz, Österreich, Italien und Frankreich, „aber die Chinesen holen gerade richtig auf. Unser Sport hat sich durch die Aufnahme ins Olympiaprogramm in der Breite professionalisiert, die weltweite Leistungsdichte nimmt deutlich zu“, sagt Bundestrainer Wittwer.

Was das Rennen um die Olympiatickets - zwölf Staffeln und je 18 Teilnehmende pro Geschlecht im Sprint sind zugelassen - nicht gerade leichter macht. „Die Qualifikation ist ziemlich kompliziert“, setzt Tatjana zu einer Erklärung an – und spult dann eine Ausarbeitung ab, an deren Ende man das Gefühl hat, dass es den beiden für das vollständige Verständnis des Modus durchaus hilft, dass sie sich an der Technischen Universität München - Tatjana studiert Sport und Wirtschaft auf Lehramt, Finn Maschinenbau - viel mit Mathematik beschäftigen. Um es einfach zusammenzufassen: Die nächste Chance zur Qualifikation bietet die WM in Morgins (Schweiz/3. bis 8. März), wo allerdings Gold oder Silber zur Direktbuchung notwendig sind. Und wenn das gelingt, sind das auch nur Nationenplätze, die sie in internen Ausscheidungsrennen im kommenden Winter vor den Spielen bestätigen müssten.

Bange ist ihnen davor keineswegs. Dank der Förderung durch die Bundeswehr und die Sporthilfe können sie sich zu 100 Prozent auf ihren Sport konzentrieren. Und spätestens beim Testevent in Bormio, das vom 21. bis 23. Februar angesetzt ist, werden die Bilder, wie sie unter den fünf Ringen am Start stehen, Gestalt annehmen. „Wenn ich an Olympia denke, kommt mir vor allem Biathlon in den Sinn. Aber ich möchte meine eigenen Bilder kreieren“, sagt Finn. Sollte die Qualifikation nicht gelingen, „dann werde ich meinen Sport genauso weitermachen wie bislang auch.“ Wird aber schon gelingen, deshalb startet an diesem Donnerstag für Tatjana, Finn und all die anderen deutschen Hoffnungsträger der Countdown: nur noch ein Jahr bis zum Start!

Ohne Ehrenamt geht es nicht!

Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt – und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 3 geht es um Zusammenhalt und Zukunft.

Ein guter Trainer kann den Unterschied machen, wenn es um die Frage geht, ob ein junger Mensch seinem Sport treu bleibt. Für Léa Krüger war der Mann, der sie ins Fechten einführte, sogar mehr als ein Unterschiedmacher. „Mein erster Trainer, als ich mit zwölf Jahren beim Fechterring Nürnberg e.V. mit meinem Sport angefangen habe, hieß Albert, und er hat den Grundstein dafür gelegt, dass ich mich ehrenamtlich engagiere“, sagt Léa Krüger. Es habe einige Zeit gedauert, bis sie verstanden hatte, dass Albert im Hauptberuf etwas ganz anderes war als Fechttrainer. „Er hat das Training ehrenamtlich geleitet, einfach weil es ihm so viel Freude bereitete, sein Wissen an Jugendliche weiterzugeben. Für mich war das die erste Berührung mit dem Thema Ehrenamt, und ich war wahnsinnig beeindruckt.“

Um ein Paket zur Stärkung und Entlastung des ehrenamtlichen Engagements und den Start einer Digitaloffensive geht es in Punkt drei der zehn Forderungen umfassenden To-do-Liste des DOSB für die Bundespolitik, und es kann wohl kaum eine kompetentere Gesprächspartnerin für diesen Bereich geben als die Säbelspezialistin vom TSV Bayer Dormagen. Nicht nur, weil sie in ihrer Karriere nach Albert noch viele ehrenamtlich tätige Menschen kennen gelernt hat. Sondern vor allem, weil sie sich selbst unentgeltlich für die Belange anderer einsetzt. 2020 übernahm sie beim Deutschen Fechter-Bund das Amt der Athletensprecherin, seit drei Jahren ist die 28-Jährige im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland e.V. und in der Athletenkommission des DOSB engagiert.

Der Moment, in dem Léa Krüger verstand, warum ehrenamtliches Engagement unerlässlich ist für den Sport in Deutschland, liegt allerdings etwas weiter zurück. „Als ich 15 war, bin ich ans Sportinternat nach Dormagen gewechselt. Dort werden regelmäßig Turniere ausgerichtet, unter anderem auch ein internationaler Junioren-Weltcup. Dafür müssen alle mit anpacken, es ist eine Mordsarbeit. Und das hat meinen Blick dafür, was für das Funktionieren des Sportbetriebs notwendig ist, total verändert“, sagt die angehende Juristin, die ihr Studium an der Uni Köln in diesem Frühjahr mit dem ersten Staatsexamen abschließen möchte.

In den vielen Jahren, die sie im Leistungssport verbracht hat, sei ihr klar geworden, dass mehr Wertschätzung für das Ehrenamt nicht nur ein bislang ungelöstes Dauerthema ist, sondern auch für die meisten gar nichts mit Geld zu tun hat. „Die wenigsten Ehrenamtler entscheiden sich dafür, aktiv ein Amt zu suchen. Vielmehr ist es so, dass man irgendwann einen Bereich findet, für den man so sehr brennt, dass man sich einbringen möchte. Das ist eine intrinsische Motivation, die nichts damit zu tun hat, ob es dafür Geld gibt oder nicht“, sagt sie. Ihr Antrieb, sich in der Athletenvertretung einzubringen, sei das Gefühl gewesen, für nachfolgende Generationen etwas zum Positiven verändern zu können. Und sie erzählt von einer Idee, die sie gemeinsam mit Siebener-Rugby-Nationalspieler Ben Ellermann nach den Olympischen Spielen in Paris umgesetzt hat. „Wir haben einen Safe Space geschaffen, in dem wir uns mit anderen Athletinnen und Athleten zum Thema mentale Gesundheit ausgetauscht haben. Zunächst dachte ich, dass das kaum jemanden interessiert, aber dann waren viele dabei und wir haben richtig tolles Feedback bekommen und den Wunsch, dieses Konzept auszubauen.“

Genau darin liegt ihrer Meinung nach auch die wichtigste Entlohnung. „Wenn ich spüre, dass ich einem Menschen helfen konnte, auch nur einen Kieselstein aus seinem Weg zu räumen, ist es für mich die Bestätigung, dass meine Arbeit Sinn ergibt“, sagt sie. Als Realistin, die sie ist, weiß Léa Krüger, dass die finanziellen Mittel, um die rund acht Millionen ehrenamtlich Tätigen angemessen zu entlohnen, nicht zur Verfügung stehen. „Deshalb glaube ich, dass wir andere Anreize setzen müssen, um mehr Wertschätzung zu erreichen.“ Herausragende Veranstaltungen wie die „Sterne des Sports“, bei denen ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wird, würde sie gern ausgeweitet sehen, „zum Beispiel mit mehr gemeinsamen Festen oder Galas, bei denen das Ehrenamt im Fokus steht und geehrt wird.“ Außerdem wünscht sie sich, dass Geschichten über Menschen im Ehrenamt häufiger in den Medien zu finden wären, „um die Sichtbarkeit zu erhöhen und dadurch andere zum Nachahmen zu animieren.“

Der DOSB trauert um den großen Sportsfreund Horst Köhler

Ein stets fairer Umgang mit seinen Mitmenschen; der Hang dazu, sich an Spielregeln zu halten; dazu ein ausgeprägter Sinn für Ordnung und Disziplin sowie die Fähigkeit, klar und ehrlich zu kommunizieren: Wer in den vergangenen Tagen die Nachrufe auf Horst Köhler las, in denen diese Eigenschaften als prägend hervorgehoben wurden, der kam kaum umhin, Parallelen zwischen dem politischen Wirken des neunten Bundespräsidenten Deutschlands, der vom 1. Juli 2004 bis zum 31. Mai 2010 amtierte, und seiner Begeisterung für den Sport zu ziehen. 

Als Horst Köhler am 10. März 2009 als erster Träger der Ehrenmedaille des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auserkoren und vom damaligen DOSB-Präsidenten Thomas Bach geehrt wurde, sagte er in seiner Dankesrede: „Sport ist ein Schlüsselelement für den Menschen zu seiner Zufriedenheit und seiner Erfüllung. Sport ist ein ganz wichtiger Bereich auch in meinem Leben, ich bin jemand, der den Sport braucht.” Und weil der ehemalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der am vergangenen Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren verstarb, seiner Leidenschaft immer wieder durch die Unterstützung für den Sport in seiner Breite Ausdruck verlieh, ist die Betroffenheit über seinen Tod im DOSB groß. 

„Die Nachricht vom Tod unseres ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler macht uns traurig. Als erster Schirmherr des DOSB und erster Träger der DOSB-Ehrenmedaille hat er sich stets für den Sport in Deutschland eingesetzt und dessen Bedeutung für unsere Gesellschaft hervorgehoben. Sein Engagement und seine Leidenschaft werden uns immer in Erinnerung bleiben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Angehörigen”, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. 

Horst Köhler, der in seiner Jugend in der Schulmannschaft am Mörike-Gymnasium in Ludwigsburg Handball gespielt hatte, war nach der Fusion des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes zum DOSB im Mai 2006 in erster Amtszeit Bundespräsident und wurde deshalb zum ersten Schirmherrn des DOSB. Er empfing regelmäßig erfolgreiche Athlet*innen, lud das Präsidium des DOSB zu Jahresgesprächen ins Schloss Bellevue ein und zeichnete mehrfach die Sieger beim bundesweiten Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“ in Berlin aus. Emotionaler Höhepunkt seiner Amtszeit war aber, so hat es Horst Köhler selbst erzählt, der Titelgewinn der Handballmänner bei der Heim-WM 2007, bei dem er das Team von der Tribüne aus lautstark und mit einem Fanschal um den Hals beim 29:24-Sieg im Finale gegen Polen unterstützte. 

Ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt als Bundespräsident, den er aus Gewissensgründen nach Kritik an einer von ihm in einem Interview getätigten Aussage über Auslandseinsätze der Bundeswehr vollzog, wurde der leidenschaftliche Skifahrer und Bergwanderer für vier Jahre zum persönlichen Mitglied im DOSB gewählt. Zwei Jahre später hielt er auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Stuttgart eine Rede zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Sportabzeichens, das Köhler mehrfach ablegte und in Gold verliehen bekam, in der er einen viel beachteten Satz sagte: „Sport und Bewegung tragen elementar zu Gesundheit und Lebensfreude bei. Für mich ist Sport eine Art Grundnahrungsmittel.“ 

Thomas Arnold, Vorstand Finanzen im DOSB und bereits zu Köhlers Zeiten im Dachverband des deutschen Sports tätig, erinnert sich mit Freude an die gemeinsamen Jahre zurück. „Wir haben Bundespräsident Horst Köhler stets als einen engen Partner des Sports erlebt. Dies zeigte sich nicht nur bei seinen Besuchen der deutschen Olympiamannschaften, bei denen er stets einen engen Kontakt mit den Athletinnen und Athleten pflegte. Über seine frühere berufliche Tätigkeit, insbesondere als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, war er dem Sport auch auf besondere Weise verbunden und zugetan.“ 

Nun ist Horst Köhler, der 1997 zum Thema „Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt“ am Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Tübingen promoviert hatte, nicht mehr unter uns. Es bleiben die Erinnerung an einen großen Unterstützer des Sports – und ein Satz als Vermächtnis, ausgesprochen vor 15 Jahren und heute so aktuell wie damals: „Der Sport ist gerade in dieser Zeit voller Krisen ein wichtiges Medium, um damit fertig zu werden und auch an anderer Stelle Kraft und Zuversicht zu tanken.“ 

Spaß geht vor Erfolg - aber gewinnen möchte er trotzdem

Doch, sagt Luka Kamissek, auf dem Podium zu stehen, das fände er schon gut. Aber wichtiger als Gold, Silber, Bronze ist für ihn, Spaß zu haben und mit so vielen Kollegen aus verschiedenen Nationen etwas zu erleben. „Die Leute, die ich ohne den Sport niemals kennengelernt hätte, sind das, was mich am Snowboarden besonders fasziniert. Es macht doch viel mehr Spaß, wenn dir jeder zujubelt und mit dir fiebert, als den anderen nichts zu gönnen“, sagt das 16 Jahre alte Toptalent vom TSV 1860 München. Weil es in seinem Sport eben elementar ist, die Konkurrenz nicht als Gegner zu betrachten, sondern sich gegenseitig zu unterstützen und voneinander zu lernen, wird Luka Kamissek auch vor dem größten Wettkampf seiner noch jungen Karriere nicht von seiner Prämisse abrücken: Spaß geht vor Erfolg!

An diesem Freitag reist der Münchner, der im Sportinternat Berchtesgaden lebt, trainiert und zur Schule geht, mit dem Team D nach Georgien. Dort findet an den drei Standorten Bakuriani, Batumi und Tiflis vom 9. bis zum 16. Februar das European Youth Olympic Winter Festival statt. Knapp 1.000 Nachwuchsathlet*innen aus 46 europäischen Nationen können in acht olympischen Sportarten einen ersten Eindruck davon bekommen, wie ein olympisches Sportgroßereignis abläuft. Das Team Deutschland ist, weil der Termin wegen des engen Wettkampfkalenders und der Priorisierung der Verbände für viele nicht passte, ein kleines, aber feines: Neben Luka sind aus dem Snowboardbereich noch Janina Walz, Joana Fuchs (beide Snowgau Freestyle Team) und Damian Millinger (WSV Bischofswiesen) dabei, dazu kommen Sophie Erhardt (Eissportclub Regensburg) und Leon Rojkov (Berliner SV 1892) aus dem Eiskunstlauf.

United by Unique am Weltkrebstag

So wie alle Menschen einzigartig sind, sind es auch ihre Geschichten. Bei jährlich rund 500.000 Menschen zählt dazu auch Krebs. Oft sind diese Geschichten mit Trauer, Ohnmacht und einem Gefühl von Ungerechtigkeit verbunden – wie auch die des kürzlich verstorbenen Eishockey-Nationalspielers Tobias Eder, um den die Sportwelt aktuell trauert. Der Profi der Eisbären Berlin hatte im August vergangenen Jahres die Diagnose Krebs erhalten und starb nun im Alter von 26 Jahren.

Der Weltkrebstag 2025 am 4. Februar steht unter dem Motto „United by Unique“ („Gemeinsam einzigartig“) und erinnert uns daran, dass der Kampf gegen Krebs eine gemeinsame, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. 500.000 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland sind für viele eine erschreckende Zahl, die jedoch größtenteils anonym bleibt. Doch auch wenn die Diagnose Krebs vereint, so unterscheiden sich die persönlichen Geschichten der Menschen durch eigene Erfahrungen, Bedürfnisse und Hintergründe. Hier sollen die vielfältigen Bedarfe der Menschen ein Gesicht bekommen, das Thema Krebs soll aus der Tabuzone weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken.

Wie das Motto des Weltkrebstages gibt es aber auch Kapitel, die Hoffnung schenken, wie das von der Paralympics-Siegerin Elena Semechin, die nach den Paralympischen Spielen in Tokio die Diagnose Gehirntumor erhielt. Sie kämpfte sich wieder an die Weltspitze zurück und griff bei den Paralympischen Spielen in Paris im vergangenen Sommer erneut nach der Goldmedaille im Schwimmen. In der neuen Podcast-Folge von „Gesund in Sportdeutschland“ gibt sie uns bewegende Einblicke zu ihrer Liebe zum Sport, den Weg zurück ins Wasser und wie sie weiterhin positiv bleibt.

Für Jasper Ditzer gibt es nur ein Ziel: Den WM-Titel nach Hause holen

Sport ist manchmal brutal. Im Endspiel um die deutsche Meisterschaft im Hallenhockey ließ sich Joshua Onyekwue Nnaji am vergangenen Sonntag in der Frankfurter Süwag Energie Arena schon als Matchwinner feiern. Im Penaltyschießen gegen den Hamburger Vertreter Harvestehuder THC hatte der Torhüter des Crefelder HTC den vermeintlich letzten Versuch des Gegners pariert und sich danach im Überschwang der Gefühle die Schutzmaske vom Gesicht gerissen. Doch weil der 22-Jährige nach Meinung der Schiedsrichter den Ball regelwidrig mit der runden Seite des Schlägers aus der Gefahrenzone befördert hatte, gab es Siebenmeter für die Hamburger. Die nutzten die unverhoffte Chance – und entschieden kurz darauf das Penaltyschießen für sich. Während Pechvogel Joshua getröstet werden musste, war HTHC-Torhüter Jasper Ditzer der Mann, der von seinen Teamkollegen unter einer Jubeltraube begraben wurde.

Wenige Tage später kann Jasper Ditzer noch immer nicht so recht fassen, was ihm da gelungen ist. 18 Jahre ist der Keeper, der in diesem Sommer an der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Hamburg sein Abitur bestehen möchte, noch jung. Aber in puncto Empathie agiert er bereits wie einer, der schon alles erlebt hat. „Joshua und ich haben ein sehr gutes Verhältnis. Er ist ein Mega-Typ, ein toller Torhüter, ich habe riesigen Respekt vor ihm. Es war wahnsinnig hart für ihn, dass sein Team und er nicht den Titel geholt haben, und es wird ihn sicherlich auch noch beschäftigen. Aber ich weiß, dass er stark genug ist, das zu verkraften und daran zu wachsen“, sagt er.

Und weil der Sport nicht nur manchmal brutal, sondern auch kurios und deshalb so wunderbar ist, haben die beiden Torhüter in der kommenden Woche die Gelegenheit, gemeinsam daran zu arbeiten, die Wunden des vergangenen Wochenendes zu heilen. Im deutschen Kader für die Hallen-WM, die am Montag, 3. Februar, in Porec (Kroatien) startet, bilden sie das Duo, das Gegentore verhindern soll. Eine klare Nummer eins gibt es nicht, in der Gruppenphase werden sie sich die Spiele aufteilen, für die K.-o.-Runde könnte es dann eine Festlegung geben. Für Jasper Ditzer ist klar: „Egal, wer von uns spielt, der andere wird alles tun, um zu unterstützen. Wir verstehen uns als Torwartteam, in dem der eine für den anderen da ist.“

Während Joshua Onyekwue Nnaji, der seinen klangvollen Nachnamen seinem aus Nigeria stammenden Vater verdankt, als Keeper der U-21-Auswahl 2023 schon weltmeisterliche Spuren hinterlassen hat, ist das Turnier in Kroatien für Ditzer der erste internationale Großeinsatz für eine deutsche A-Nationalmannschaft. Aufgeregt ist er deswegen aber kaum. „Ich empfinde das als Ansporn und eine große Auszeichnung“, sagt er. Eine Auszeichnung, die er sich angesichts seiner Leistungen in der Hallensaison redlich verdient hat. Mit seinen herausragenden Reflexen und seiner Agilität hatte der bei Rot-Weiß Köln aufgewachsene Torwart, der mit seiner Familie als 13-Jähriger nach Hamburg zog und in den HTHC eintrat, großen Anteil daran, dass den Schwarz-Gelben eine perfekte Saison mit 13 Siegen aus 13 Spielen gelang.

Er selbst will das eigene Zutun gar nicht zu hoch hängen. Nachdem er vor einem Jahr in der Rückrunde der Feldbundesliga für den schwer am Knie verletzten Nationaltorhüter Anton Brinckman zwischen die Pfosten gerückt war, habe er einen Entwicklungsprozess durchlebt, der noch längst nicht an seinem Ende angekommen sei. „Ich habe sicherlich in diesem Winter einen großen Schritt gemacht, was meine Ruhe und meine Spielintelligenz angeht. Aber es gibt auch noch einiges, an dem ich arbeiten muss. Mein Stellungsspiel muss besser werden, und ich kann sicherlich durch mehr Erfahrung auch noch respekteinflößender auf den Gegner wirken“, sagt er.

Daran lässt sich nun bereits in Kroatien arbeiten. In der Vorrunde trifft das deutsche Team, das für dieses Turnier von den Hockey-Legenden Matthias Witthaus (42/lange deutscher Rekordnationalspieler) und Jan-Philipp Rabente (37/schoss Deutschland 2012 mit seinen beiden Toren im Finale gegen die Niederlande zum Olympiasieg) betreut wird, zunächst am Montag (9.40 Uhr) auf Malaysia, tags darauf (10.50 Uhr) auf den Iran und zum Abschluss am Mittwoch (21 Uhr) auf Argentinien. „Über unsere Gegner weiß ich nichts, wir werden sie uns im Turnierverlauf anschauen und verlassen uns darauf, dass unser Trainerteam uns optimal einstellt“, sagt Jasper Ditzer.

Tatsächlich ist die Vorbereitung auf eine Hallen-WM nicht ganz einfach, Videomaterial von den teils exotischen Gegnern – gegen den Iran, der in der Halle zuletzt zweimal WM-Bronze gewann, hat Deutschland im Feldhockey keinerlei Erfahrung – existiert oft nicht. Dennoch zeigt ein Blick auf die Bilanz, dass es mit der deutschen Dominanz im Hallenhockey, die Außenstehende oft erwarten, nicht allzu weit her ist. Während die deutschen Damen, die in Porec in der Vorrunde auf Neuseeland (Mo., 16.40 Uhr), Australien (Mi., 13.30 Uhr) und Namibia (Do., 13.30 Uhr) treffen, immerhin 2018 in Berlin den bislang letzten ihrer drei WM-Titel holten, warten die Herren seit 2011 auf Titel Nummer vier. Jasper Ditzer ist allerdings zuversichtlich, diese Serie im Finale am 9. Februar (19.30 Uhr) beenden und Titelverteidiger Österreich, in dessen Kader in Fülöp Losonci und Moritz Frey zwei seiner HTHC-Teamkollegen stehen, beerben zu können. „Unser Kader ist richtig stark und mit einer super Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern besetzt. Ich habe nur ein Ziel: Mit dem Titel nach Hause zu fliegen“, sagt er.

Gelingt der Coup tatsächlich, könnten die zwei Keeper gemeinsam feiern, anstatt dass einer dem anderen dabei zuschauen muss. „Ich glaube, das wäre für uns beide der schönste Moment“, sagt Jasper Ditzer, „und dafür werde ich alles geben!“ 

Alle Infos sowie Livestreams zur Hallenhockey-WM findet ihr auf der Website des Welthockeyverbands FIH: www.fih.hockey/events/fih-indoor-world-cup-croatia-2025

Für mehr Vielfalt auf und neben dem Sportplatz: Das dritte Modul ist online!

Ein Sport für alle? Der organisierte Sport soll ein diskriminierungsfreier Ort sein, an dem sich alle Menschen wohlfühlen können. Doch das ist längst nicht für alle Realität. In Deutschland fühlt sich ein Fünftel der Befragten der OUTSPORT-Studie wegen ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Orientierung vom Sport ausgeschlossen. Beschimpfungen, Bedrohungen, diskriminierende Strukturen, körperliche Grenzüberschreitungen oder sogar körperliche Gewalt - all diese Erfahrungen erschweren trans*, inter* und nicht-binären Menschen (TIN) den Zugang zum und die Teilhabe am organisierten Sport.

Mit der Veröffentlichung des dritten Moduls der E-Sporttasche unter dem Titel „Geschlechtervielfalt im Sport“ verfolgt das Projekt das Ziel, das Bewusstsein für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu stärken. Die Entwicklung einer offenen und geschlechtsinklusiven Haltung ist eine wichtige Voraussetzung für einen Sport, der ein Ort für alle sein will. 

Das Modul bietet vielseitige Lerneinheiten zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport. Es vermittelt einen Überblick über zentrale Begriffe und zeigt auf, wie sich Benachteiligungen und Ausgrenzungen in diesem Kontext äußern können. Interviews mit Expert*innen liefern zudem wertvolle Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Fragestellungen. 

Die E-Sporttasche ist ein kostenloser E-Learning-Kurs, der sich vor allem an Personen richtet, die in unterschiedlichen Funktionen in Sportverbänden oder -vereinen tätig sind. Ziel des Kurses ist es, für Geschlechterklischees im Sport zu sensibilisieren, Wissen über strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu vermitteln und zur aktiven Gestaltung einer klischeefreien Sportkultur zu motivieren.

Du möchtest dich für eine klischeefreie Sportkultur stark machen? Für einen organisierten Sport, an dem alle Menschen teilhaben können? Dann absolviere jetzt die ersten drei Module der E-Sporttasche!

Hier gelangst du zur E-Sporttasche:

https://www.klischeefrei-sport.de/e-sporttasche

„Es fehlt nicht an guten Konzepten, aber wir haben ein Umsetzungsproblem“

Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt - und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 2 geht es um Leistung und Leidenschaft.

Wie herausfordernd es sein kann, in Deutschland Teil des Leistungssportsystems zu sein, davon kann Fabienne Königstein einige Geschichten erzählen. Die, die sie aktuell belastet, geht so: 2023 war die 32-Jährige von der Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft beim Haspa-Marathon in Hamburg in 2:25:48 Stunden persönliche Bestzeit gelaufen - und das nur neun Monate nach der Geburt ihrer Tochter Skadi. Eine herausragende Leistung, mit der sie die Norm für die Olympischen Spiele von Paris unterbot.

Weil jedoch in Deutschland drei Frauen noch schneller waren, wurde sie nicht für Frankreich nominiert. Dazu kam eine langwierige Hüftproblematik, die einen Marathonstart im vergangenen Jahr verhinderte; mit der Folge, dass die Spitzenathletin aus dem Bundeskader gestrichen wurde und ihr dadurch der Zugang zu diversen Fördertöpfen versperrt ist. „Zum Glück wird mir die Physiotherapie noch ein Jahr über den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar finanziert. Aber ansonsten ist das Thema soziale Absicherung gerade wieder ziemlich bestimmend in meinem Leben“, sagt Fabienne Königstein, die sich zu ihrem Glück auf die Unterstützung durch ihren Ehemann Karsten verlassen kann, der als Arzt arbeitet und zum 1. Februar wieder eine volle Stelle antritt, nachdem er in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel Elternarbeit geleistet und seiner Frau so den Rücken für das Profisportlerinnen-Dasein freigehalten hatte.

Mit Verlässlichkeit langfristig planen zu können, das ist ein Wunsch, den Fabienne Königstein mit vielen deutschen Athlet*innen teilt. Die vor mittlerweile acht Jahren angestoßene Leistungssportreform endlich zu nachhaltigen Ergebnissen bringen zu können, ist der nationalen Marathon-Meisterin von 2018 ein persönliches Anliegen, unter anderem dafür engagiert sie sich im Präsidium und der Athletenkommission des DOSB sowie im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland. „Es liegt ja nicht daran, dass es nicht ausreichend gute Ideen und Konzepte gibt. Wir haben im deutschen Sport ein Umsetzungsproblem, an dem alle Beteiligten arbeiten müssen. In den vergangenen beiden Jahren gab es harte, aber gute Verhandlungen mit Blick auf die Spitzensportreform, an die eine neue Regierung anknüpfen muss“, sagt sie.

17 Handlungsfelder für nachhaltige Sportgroßveranstaltungen - Webportal ab sofort online

Gefördert wurde das Projekt „Nachhaltige Sport[groß]veranstaltungen in Deutschland“ durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zu gleichen Teilen in einer Gesamthöhe von rund 680.000 Euro. Die Projektpartner waren der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) und das Öko-Institut.

BMI-Staatssekretärin Juliane Seifert: „Deutschland ist eine starke Sportnation. Wir stehen für Nachhaltigkeit. Das haben wir bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 gezeigt. Und das gilt in jeder Hinsicht: beim CO2-Fußabdruck ebenso wie bei guten sozialen Standards für Beschäftigte. Wir setzen außerdem auf die Stärke des Ehrenamts und die Kraft des Sports, Menschen zusammenzubringen, ganz gleich, wo sie einmal herkamen und wie viel Geld sie haben. Unser neues Webportal für nachhaltige Sportevents bietet viele Informationen zur Verantwortung für Menschenrechte und Nachhaltigkeit. Kein Sportveranstalter in Deutschland muss damit bei null anfangen, sondern findet wertvolle Tipps und Empfehlungen, die praktisch umsetzbar sind. Der Einsatz des Projektteams hat sich gelohnt. Mein Dank gilt dem Projektteam aus dem Bundesinnen- und Bundesumweltministerium, dem Deutschen Olympischen Sportbund, der Deutschen Sporthochschule und dem Öko-Institut.“

Parlamentarischer Staatsekretär des BMUV Dr. Jan-Niclas Gesenhues:
„Sportveranstaltungen sollten die Umwelt schonen, sozial verträglich und wirtschaftlich tragfähig sein. Bei internationalen Sportgroßveranstaltungen wie Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen ist das heute schon ein Muss und wird so auch von der EU eingefordert. Wichtig ist uns aber, dass Nachhaltigkeit immer mehr auch auf regionaler und lokaler Ebene ankommt. Das Portal für nachhaltige Sportveranstaltungen wird für Verbände, Sportvereine und Veranstalter dafür ein hilfreiches Tool sein. Bei der Entwicklung sind daher die maßgeblichen Akteure breit beteiligt worden. Außerdem liegt ihm eine wissenschaftliche Analyse zu allen Aspekten der Nachhaltigkeit zugrunde. Unser Ziel ist, dass der Sport seinen Beitrag leisten kann, um Sportevents ökologisch fair und sozial gerecht auszugestalten.“

Zentrales Merkmal der entstandenen Plattform sind die von den Projektpartnern entwickelten Empfehlungen und Unterstützungsleistungen für nachhaltige und wertebezogene Sportveranstaltungen. Das Portal stellt Transformationsbereiche, Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen von nachhaltigem Handeln vor. Es formuliert mögliche konkrete Ziele und passende Indikatoren. Das Portal unterstützt Veranstalter dabei, den Prozess effizient und individuell umzusetzen und dabei den Überblick zu behalten. In seinem Ansatz und seiner Tiefe ist es in Europa beispielgebend

Prof. Dr. Ralf Roth, Leiter Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung, Deutsche Sporthochschule Köln: „Unser Ziel war es, ein Werkzeug zu schaffen, das Veranstalter jeder Größe dabei unterstützt, Nachhaltigkeit einfach und umsetzbar in ihre Veranstaltungen zu integrieren. Durch die Zusammenarbeit mit Athletinnen, Veranstaltern, NGOs und zahlreichen weiteren Institutionen konnten wir eine Plattform entwickeln, die echte Praxisnähe bietet und individuell anwendbar ist.“

Michaela Röhrbein, Vorstand Sportentwicklung des DOSB: „Mit dem neuen Webportal bieten wir Sportverbänden und -vereinen in Deutschland ein innovatives Tool, das die nachhaltige Gestaltung von Sportveranstaltungen entscheidend erleichtert. Ich freue mich, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen und nun neben den ökologischen auch die sozialen Themen wie Vielfalt, Geschlechtergerechtigkeit und Teilhabe als feste Bestandteile der nachhaltigen Entwicklung verankern. Besonders am Herzen liegt uns dabei, neben den großen auch kleinere oder weniger erfahrene Veranstalter zu befähigen, Nachhaltigkeit in ihre Veranstaltungen zu integrieren.“

Dr. Hartmut Stahl, Senior Researcher beim Öko-Institut: „Es wird häufig von Nachhaltigkeit bei Sportveranstaltungen gesprochen. Aber was heißt das konkret und wie kann es bewertet werden? Mit diesem Portal geben wir den Veranstaltern erstmals Orientierung, wo es hingehen soll. Konkret werden in allen Handlungsfeldern der Nachhaltigkeit Ziele vorgeschlagen, messbare Indikatoren an die Hand gegeben und natürlich jede Menge Maßnahmen für die praktische Umsetzung.“

Zum Portal: www.nachhaltige-sportveranstaltungen.de

„Lisas Literatur-Likes“: Inspiration zum Abschalten vom Dauerstress

Das hat man nun davon, dass man mit viel Liebe von seinem schönsten Hobby zu erzählen weiß! Es war Mitte Dezember auf einer Talkrunde im mittelhessischen Lich. Lisa Mayer war eingeladen, um über Sportförderung im Allgemeinen und die Nachwirkungen ihrer olympischen Bronzemedaille von Paris 2024 mit der 4x100-Meter-Sprintstaffel im Besonderen zu referieren. Doch als sie mit demselben Leuchten auf dem Gesicht auch über ihre Leidenschaft zum Lesen sprach, stand unüberwindbar diese Idee im Raum: Dass die 28-Jährige ihre Liebe zur Literatur teilen sollte, zumindest mit Sportdeutschland. Und genau das tun wir nun: An jedem letzten Dienstag eines Monats erscheint künftig auf der Homepage des DOSB und im Newsletter „DOSB-Presse“ die Kolumne „Lisas Literatur-Likes“. Den Anfang macht im Januar 2025 der Thriller „Sturm“ von Uwe Laub.

Wobei das alles natürlich viel früher angefangen hat – und überraschenderweise dann doch deutlich später, als man annehmen würde. Denn eine Leseratte, die schon in der Kindheit alles verschlungen hätte, was ihr in gedruckter Form in die Hände fiel, war die Ausnahmesprinterin nie. „Ich habe als Kind eher Kassetten gehört und dann über ,Die Drei ???‘ den Weg zum Lesen gefunden. Aber weder wurde mir besonders viel vorgelesen, noch habe ich selbst großen Spaß am Lesen gehabt, es war immer eher eine Überwindung“, sagt sie rückblickend.

Selbst nach dem Abitur, das sie 2014 am Weidig-Gymnasium in Butzbach bestand, war der Weg zur Literatur noch nicht freigelegt. „Ich dachte bis einen Tag vor Einschreibeschluss, dass ich Soziale Arbeit studieren würde, bis mir starke Zweifel kamen, ob das wirklich passen würde. Und da ich in der Schule Deutsch als Leistungsfach hatte, kam mir der Gedanke, dass ich Germanistik als Basis wählen könnte, von der aus mir viele Möglichkeiten offenstehen würden“, sagt sie. Also ging es ans Frankfurter Goethe-Institut, wo sie sich für Germanistik und im Nebenfach für Humangeographie einschrieb – und das Studium 2019 mit ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Der imperfekte Mensch“ am Beispiel von Büchners „Lenz“ und dem „Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann abschloss.

Dort, so erinnert sie sich, entflammte die Liebe zum Lesen, weil sie zu spüren begann, dass sie mit einem Buch ganz anders abzuschalten in der Lage ist als vor einem Bildschirm. „Ich bin nicht so der Film- oder Seriengucker. Lesen entspannt mich auf eine ganz andere Weise.“ In andere Welten einzutauchen, sich auch Zeit dafür zu nehmen, sich diese in ihrer Fantasie blumig auszugestalten, das sei für ihren Kopf förderlich und wohltuend – auch wenn es bedeute, dass von der Sprinterin, die sie auf der Tartanbahn ist, beim Lesen wenig übrigbleibt. „Ich lese langsam, dafür aber sehr genau.“ Und vier Bücher pro Monat im Schnitt ist ja auch keine so schlechte Bilanz.

Auf die Frage nach ihrem Lieblingsgenre kann Lisa Mayer keine klare Antwort geben. Eingestiegen sei sie mit Krimis, inspiriert durch ihre Mutter, die nichts anderes lese; von Charlotte Link, die sie als Lieblingsautorin bezeichnet, liest sie bis heute jede Neuerscheinung, auch Nele Neuhaus schätzt sie angesichts der Bindung von deren Werken zu der Region, in der sie selbst lebt. Über ein Geschenk habe sie sich für Romane geöffnet, Christian Hubers „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ sei eine Art Erweckungserlebnis gewesen, „das hat mich total abgeholt“. Seitdem ist sie offen für alles, verschlingt Sportbiografien (absoluter Favorit: „Open“ von Andre Agassi) ebenso wie Thriller. „Nur zu Science-Fiction habe ich noch keinen Zugang gefunden.“

Lisa Mayer, die überwiegend auf Deutsch, aber auch auf Englisch liest, kauft ihre Bücher ebenso gern selbst, wie sie welche verschenkt oder geschenkt bekommt. Wenn sie in eine Buchhandlung geht, sind ansprechende Cover ein wichtiger Impuls für die Kaufentscheidung. Wenn sie dann auch noch der Klappentext einfängt, ist es meist ein Match. „Ich bin aber auch schon von Büchern positiv überrascht worden, die ich mir wegen des Covers nie selbst ausgesucht hätte“, sagt sie. Gegen einen E-Book-Reader habe sie sich lange gesträubt, ist mit ihrem Tolino nun aber durchaus glücklich, „weil es auf Reisen einfach praktischer ist“. Die Haptik eines gedruckten Buches zieht sie trotzdem weiterhin vor; auch gegenüber Hörbüchern, „die man oft nur so nebenbei laufen hat und sich dann nicht richtig darauf einlässt.“

Gelesen wird überall da, wo sie freie Zeit verbringt. „Ich kann auch lesen, wenn es um mich herum laut und wuselig ist, gehe aber gern zum Lesen in ein ruhiges Café.“ Zu Hause sind das Sofa oder im Sommer der Liegestuhl bevorzugte Leseorte. Und natürlich das Bett. „Ich lese so gut wie jeden Abend vorm Schlafengehen“, sagt sie – und freut sich darüber, wenn sie, wie zuletzt im Trainingslager auf La Palma, wo sie bis zum 19. Januar an ihrer Form für die Hallensaison arbeitete, eine Zimmerpartnerin wie Sophia Junk hat, die ihre Leidenschaft teilt. In Sportkreisen ist das nicht allzu oft der Fall, „deutlich mehr bei Frauen als bei Männern“, sagt sie.

Vielleicht trägt ihre Kolumne nun dazu bei, dieses Verhältnis zu verändern und vor allem die Leidenschaft fürs Lesen, die unter jungen Menschen durchaus eine Renaissance erfährt, auch im Team D und bei allen, die ein Teil dessen werden wollen, zu verstärken. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es gut für den Kopf ist, sich mit vielen verschiedenen Dingen zu beschäftigen. Lesen ist dafür ein sehr geeignetes Mittel“, sagt Lisa Mayer, die allerdings zugibt, auch nicht zu jeder Zeit die Muße für ein Buch zu finden. „Nach einer intensiven Trainingseinheit ist Lesen das Letzte, was ich will, denn dafür braucht es mentale Energie, die man nicht immer aufbringen kann. Richtig viel lese ich nur an Tagen, an denen das Nervensystem nicht so belastet ist.“

Sie selbst hofft, über die Beschäftigung mit ihrer Kolumne Zugang zu Autoren zu bekommen, die ihr bislang unbekannt sind, und auch mit einem neuen Blickwinkel an Literatur herangehen zu können. Einen Literaturkreis zu gründen, in dem intensiv gemeinsam über Leseerfahrungen diskutiert wird, ist etwas, das sie schon länger erwägt. „Bislang beschränkt sich das darauf, dass ich mit Freundinnen Bücher tausche und man dann kurz darüber redet.“

Nach der aktiven Karriere, die in diesem Jahr zunächst die Hallensaison mit dem Höhepunkt EM in Apeldoorn (Niederlande) Anfang März und im September dann die Freiluft-WM in Tokio (Japan) als Saisonhighlight bereithält, eine berufliche Herausforderung im Literaturbereich zu suchen, kann sie sich aktuell nicht vorstellen, „dafür ist die Liebe zum Sport noch ein kleines Bisschen größer.“ Irgendwann ein eigenes Buch zu schreiben, das ist für Lisa Mayer noch kein Thema. Jetzt startet sie erst einmal mit ihrer eigenen Kolumne, und das ist ein toller erster Schritt.

NS-Aufarbeitung im DOSB und für den Sport

DOSB stößt kritische Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in NOKs und DSB an 

Gemeinsam mit den Sporthistoriker*innen, Dr. Jutta Braun (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und Dr. Berno Bahro (Department für Sport- und Gesundheitswissenschaft der Universität Potsdam) - beide seit Langem mit der Geschichte und Vermittlung der Gesellschaftsgeschichte des Sports in Diktaturen befasst - sollen sowohl die formale NS-Belastung (NSDAP-Mitgliedschaften) sowie materielle Belastungen, die sich aus der Verstrickung in der Diktatur z. B. „Arisierungs“- oder andere Verfolgungsmaßnahmen gegen jüdische Mitbürger*innen ergeben, aufgearbeitet und 2026 in einer Monografie publiziert werden. Im Fokus stehen Persönlichkeiten, die nach 1945 leitende Funktionen im deutschen Sport innehatten, einbezogen werden hierbei die Inhaber*innen von Ämtern in Präsidien und Geschäftsstellen des DSB seit 1950, die Mitglieder des NOK für Deutschland seit 1949 sowie auch die Mitglieder des NOK der DDR seit 1951. Durch die Vereinigung der Mitglieder der beiden deutschen NOKs erfolgte am 17. November 1990 der Zusammenschluss, weshalb auch die Mitglieder des NOKs der DDR nun in die Aufarbeitung einbezogen werden.

„Mit der Aufarbeitung nimmt der DOSB seine Verantwortung wahr, sich kritisch mit seiner eigenen Geschichte im Kontext der NS-Diktatur auseinanderzusetzen. Das ist ein erster, aber enorm wichtiger Schritt“, erklärt Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung und ergänzt: „Gerade in Zeiten, in denen Demokratie und Gesellschaft immer wieder angegriffen werden, ist diese Verantwortungsübernahme im Sinne von ‚Nie wieder Diktatur und Faschismus!‘ besonders relevant. Es geht nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch um die Verantwortung, die wir für eine integre und demokratische Zukunft tragen - im Sport und in der Gesellschaft.“

80 Jahre Befreiung: „dass Auschwitz nie mehr sei!“ - Verantwortung des Sports

Überlebende kämpfen gegen das Verdrängen

Im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Der Name Auschwitz steht heute unter anderem symbolisch für den Völkermord an den europäischen Jüdinnen*Juden und an den Sinti*zze und Rom*nja im Zweiten Weltkrieg. Nach Befreiung des Lagers durch die Rote Armee setzten sich Überlebende dafür ein, auf dem ehemaligen Gelände eine Gedenkstätte zu errichten. Ein Umstand, der auf alle ehemaligen Orte von Konzentrationslagern zutrifft: Dass es heute so viele größere oder kleinere Gedenkstätten gibt, war keine zwangsläufige Entwicklung nach 1945, sondern ein Ergebnis jahrelanger Kämpfe von Überlebenden, ihren Angehörigen und zivilgesellschaftlichen Initiativen - oft und lange gegen staatliche und gesellschaftliche Widerstände.

Aufarbeitung - Anfänge im Sport 

Auch im Sport gab es lange Zeit Widerstände, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Stimmen von kritischen Historiker*innen und Journalist*innen fanden wenig Gehör, und Vereins- sowie Verbandsfunktionär*innen wurden nicht müde, auf den „unpolitischen Sport“ zu verweisen. Ein Umdenken fand erst mit der Jahrtausendwende statt. So gab beispielsweise der Deutsche Fußball-Bund 2001 eine Studie zur Aufarbeitung der Verbandsgeschichte im Nationalsozialismus in Auftrag. Der Deutsche Turnerbund und der Deutsche Alpenverein haben sich ebenso intensiv mit den eigenen, aktiven Rollen in der nationalsozialistischen Diktatur und Kontinuitäten nach 1945 auseinandergesetzt. Der DOSB hat am Montag bekannt gegeben, die NS-Vergangenheit von Persönlichkeiten in den Vorgängerorganisationen des DOSB untersuchen zu lassen. Auch viele andere Sport- und Fußballvereine haben sich mit ihrer Vergangenheit befasst.

Leerstellen in der Erinnerungsarbeit

Ein Gedenken rund um den 27. Januar ist bei vielen Proficlubs und etlichen Amateur-vereinen mittlerweile fester Bestandteil. Gleichzeitig bedeutet aktives Gedenken mehr als nur das Abdrucken dieses Textes oder das symbolische und oftmals ritualisierte Vorlesen der Namen von verfolgten Mitgliedern vor der Gedenktafel oder in der Stadiondurchsage. Es meint vielmehr eine beständige Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und anderen Diskriminierungsformen bis heute. Diese Leerstellen der Erinnerungsarbeit sowie Kontinuitäten rechtsextremer Gewalt brauchen noch mehr Aufmerksamkeit des Sports. Auch weil nur noch sehr vereinzelt Zeitzeug*innen von ihren Erfahrungen berichten können, liegt es an uns allen, deren Geschichten weiterzuerzählen und ihre Wünsche sowie die ihrer Angehörigen anzuhören und ernst zu nehmen.

Einsatz für Demokratie

Sport ist mehr als nur Bewegung; er ist wertebasiert und nicht gesellschaftspolitisch neutral. Der organisierte Vereins- und Verbandssport in Deutschland ist Teil der kritischen Zivilgesellschaft und damit auch Mitspieler der wehrhaften Demokratie. DOSB und dsj unterstützen aktuell dabei mit ihrer Kampagne „Hör auf deinen Sport“ und mit der Banner-Aktion des Netzwerks „Zusammen für Demokratie“

Mira Jeanne Maack ist „Eliteschülerin des Sports 2024“

Über den Titel „Eliteschülerin des Sports 2024“ durfte sich die Para-Schwimmerin Mira Jeanne Maack (21, Berlin) freuen, die im Sommer bei den Paralympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille über 100 m Rücken gewann.

Auf Platz zwei landete bei der diesjährigen Wahl die Biathletin Julia Tannheimer (19, Furtwangen), gefolgt von der Hochspringerin Ella Obeta (19, Nürnberg) auf Platz drei.

Zum 15. Mal zeichnete der DOSB gemeinsam mit der Sparkassen-Finanzgruppe die Eliteschüler*innen des Sports aus. Die besten drei Eliteschüler*innen der insgesamt 43 Eliteschulen des Sports (EdS) in Deutschland werden mit dem Titel und einem einmaligen Stipendium von der Sparkassen-Finanzgruppe geehrt. Platz eins erhält ein Stipendium in Höhe von 5.000 Euro. Für die Plätze zwei und drei werden jeweils 3.000 Euro vergeben.

Platz eins: Mira Jeanne Maack

Die Schülerin der Eliteschule „Schul- und Leistungssportzentrum Berlin“ gewann bei den Paralympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr Bronze über 100 m Rücken (S8) und stellte dabei in 1:18,36 Minuten einen neuen deutschen Rekord über die Strecke auf. Mira ist eines der Aushängeschilder der EdS in Berlin. Ehrgeiz und Disziplin zeigt sie nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch in der Schule. 2025 wird sie ihr Abitur ablegen und weist hier sehr gute Noten im Einser- bis Zweierbereich auf.

„Wir müssen proaktiv eingreifen, bevor der große Schaden da ist“

Der DOSB hat zehn Forderungen an die neue Bundesregierung aufgestellt – und wir untermauern diese in den Wochen des Bundestagswahlkampfs und der anschließenden Koalitionsverhandlungen mit der Unterstützung von Testimonials aus dem Leistungssport, um anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich zu machen, was diese Forderungen dem organisierten Sport bedeuten. Der Link zu allen zehn Forderungen findet sich am Textende. In Folge 1 geht es um Investitionen und Infrastruktur.

„Geht nicht - gibt’s nicht“, das ist das Motto, unter das Maurice Schmidt seinen Alltag als Leistungssportler gestellt hat. Als Goldmedaillengewinner bei den Paralympischen Spielen in Paris hat der 25-Jährige vom SV Böblingen eindrucksvoll bewiesen, dass er als Rollstuhlfechter in der Lage ist, die Grenzen des Machbaren immer weiter zu verschieben. Als Profisportler, der auf barrierefreie Infrastruktur angewiesen ist, erlebt er dagegen manchmal Dinge, die unter die Kategorie „Geht gar nicht“ einzuordnen wären. Und deshalb war er sofort bereit, seine Erfahrungen zu schildern, um die Forderung des DOSB nach kontinuierlicher und ausreichender Unterstützung für den Ausbau, die Sanierung, die Modernisierung und Dekarbonisierung von Sportstätten zu unterstützen.

„Grundsätzlich haben wir im Parasport den Vorteil, dass wir oft in neueren Hallen trainieren, weil das Thema Barrierefreiheit noch nicht lang bei der Errichtung von Sportstätten mitgedacht wird“, sagt Maurice Schmidt, der in Stuttgart Umweltschutztechnik studiert. Deshalb kennt er die Probleme mit maroden Sanitärbereichen, die in vielen alten Hallen Alltag sind, nicht so intensiv aus eigener Erfahrung. Aber was den Mann, der mit Dysmelie, einer Fehlbildung der Gliedmaßen, geboren wurde, oft verärgert, ist die Gleichgültigkeit, mit der Barrierefreiheit vielerorts noch immer angegangen wird. 

Bundestagswahl 2025: Das fordert der organisierte Sport

Sport im Verein ist so beliebt wie nie. Mit mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in rund 86.000 Sportvereinen erreichte der organisierte Sport 2024 einen neuen Allzeitrekord. Damit ist und bleibt der Sport unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die größte zivilgesellschaftliche Bewegung unseres Landes. 

Das ist allerdings nicht selbstverständlich. 

Sportvereine und -verbände, Trainer*innen und Athlet*innen im ganzen Land sehen sich von der Politik oftmals nicht ausreichend für ihre Arbeit und ihren Einsatz wertgeschätzt und gefördert. An vielen Ecken und Enden besteht dringender Handlungsbedarf. 

Anlässlich der vorgezogenen Bundestageswahl am 23. Februar 2025 hat der DOSB als Dachverband des deutschen Sports zehn politische Forderungen aufgestellt. Diese Forderungen, die alle 102 Spitzenverbände, Landessportbünde und Verbände mit besonderen Aufgaben auf der DOSB-Mitgliederversammlung am 7. Dezember 2024 in Saarbrücken einstimmig beschlossen haben, liegen den Parteien und Fraktionen vor und werden bis zur Wahl sowie während der Koalitionsverhandlungen gezielt an die Politik herangetragen. 

Preisverleihung des Wettbewerbs „Bewegung gegen Krebs“

Im Rahmen einer Preisverleihung im Haus des Sports in der Otto-Fleck-Schneise wurden die drei Gewinnervereine des Wettbewerbs „Bewegung gegen Krebs“ 2024 geehrt. Die Sportvereine der prämierten Aktionstage nahmen persönlich ihre Auszeichnungen entgegen. Dabei wurden Gutscheine des Sportgeräteherstellers BENZ Sport von Deutscher Krebshilfe, DOSB und DTB – den Initiatoren des Wettbewerbs – an die Sportvereine übergeben.

Die Preisträger*innen überzeugten mit innovativen Aktionstagen, die Bewegung, Information und Prävention miteinander verbanden.

  • Der SSV Hünfeld setzte auf ein abwechslungsreiches Programm aus Präventionssport an Land und im Wasser, darunter „Aqua-Drums“, und stellte den Spaß an Bewegung in den Vordergrund.
  • Der TSV Spandau begeisterte mit einem interaktiven „Trimmy-Rätsel“, das die präventive Wirkung von Bewegung kreativ erlebbar machte.
  • Der TV Lorenzreuth bot eine Vielfalt aus sportlichen Aktivitäten, Workshops und Infoständen zu gesunder Ernährung und Krebsprävention.

Sportliches Highlight
Die Preisverleihung fand in einem lockereren Rahmen statt und würdigte die kreativen Aktionen der Vereine. Nach der offiziellen Übergabe der Preise konnten die Preisträger*innen ein weiteres Highlight genießen: Gemeinsam wurde das Fußballspiel Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund im ausverkauften Deutsche Bank Park besucht.

Ein Wettbewerb mit gesellschaftlichem Mehrwert
Der Vereinswettbewerb „Bewegung gegen Krebs“ wurde erstmals in Kooperation mit dem DTB unter dem Motto „Leben liebt Bewegung Tu’s für Dich!“ durchgeführt. Die ausgezeichneten Vereine haben eindrucksvoll gezeigt, wie sie gesellschaftlich relevante Themen in ihren Vereinsalltag integrieren können und damit einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten.

Für mehr Bewegung in Deutschlands Kommunen

Seit fast einem Jahrzehnt arbeiten der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Team Gesundheit GmbH daran, Bewegung in Deutschlands Kommunen nachhaltig zu fördern und Menschen durch Bewegung zu einem gesünderen Lebensstil zu verhelfen. Nun wurde die erfolgreiche Partnerschaft bis 2028 verlängert - ein bedeutender Schritt für die Gesundheitsförderung in Deutschland.

Ein zentrales Projekt der Partnerschaft ist das Programm „Platzwechsel – Bewege dein Leben“, das seit 2017 erfolgreich in Städten und Gemeinden umgesetzt wird. Herzstück des Projekts bildet ein mehrwöchiger Aktionszeitraum mit Bewegungsangeboten lokaler Sportvereine und -anbieter, an denen Interessierte kostenfrei teilnehmen können. In bisher 22 Projekten an 15 Standorten konnten dabei tausende Bürger*innen zu mehr Bewegung motiviert werden. 15 Bewegungsparcours mit alltagsnahen Übungen zur Förderung von Koordination, Kraft und Beweglichkeit laden bis heute zu kostenfreier Bewegung vor Ort ein. Regionale Krankenkassen fördern das Angebot im Rahmen ihres gesetzlichen Präventionsauftrags und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung.

Mit dem Jahr 2025 startet „Platzwechsel“ in einer überarbeiteten und flexibleren Projektstruktur. Das Angebot ermöglicht es, gezielt auf die vielfältigen Bedürfnisse in den Kommunen einzugehen.

TSB Flensburg begeistert mit Safe-Sport-Initiative

Auf der Anfahrt von Flensburg nach Berlin hatten sie sich darauf geeinigt, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Die Projekte der 16 Mitbewerber um den Hauptgewinn im Bundesfinale „Große Sterne des Sports“ fanden sie zum überwiegenden Teil richtig stark. „Die hätten es alle auch verdient gehabt, ganz oben zu stehen“, sagt Ben Ullmann, als er am Montagmittag in der Zentrale der DZ Bank am Pariser Platz in Berlin sitzt und noch immer etwas ungläubig auf die mittlerweile leere Bühne blickt. Der, der am Ende ganz oben gestanden hatte und ein Selfie mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machen durfte, war er gewesen. „So richtig fassen kann ich das immer noch nicht“, sagt er. 

Ben Ullmann ist Jugendwart im Turn- und Sportbund (TSB) Flensburg. Anfang des vergangenen Jahres hatten er und ein Dutzend Mitstreitende nach Anregungen aus der jungen Mitgliedschaft des mit knapp 5500 Aktiven größten Flensburger Vereins die Idee geboren, den allgegenwärtigen Gebrauch von Mobiltelefonen im Sportumfeld einzudämmen. Insbesondere in Umkleideräumen fühlen sich Kinder und Jugendliche nicht mehr sicher, wenn sie befürchten müssen, beim Entkleiden gefilmt zu werden. Daraus entstand als Startschuss für die Kampagne „Mach mit! Handy aus.“ die Initiative „Ein sicherer Ort für alle!“, mit der die Nordlichter die Jury überzeugten und den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis vor dem Kajakverein „Werrepiraten“ aus Nordrhein-Westfalen (7.500 Euro) und dem TV Gengenbach aus Baden-Württemberg mit der Initiative „Natürlich FIT im Weinberg“ (5.000 Euro) abstaubten. 

Die Idee hinter dem Projekt ist eine einfache. Der Jugendausschuss entwickelte innerhalb von drei Monaten in unzähligen Sitzungen sechs verschiedene Plakatmotive, die zum Abschalten oder gar der Abgabe der Mobiltelefone vor dem Betreten des zu schützenden Sportraums anregen sollten. Rund 200 Plakate ließ die TSB-Crew drucken, die dank der Unterstützung der Stadt bis zu den Sommerferien 2024 bei allen Vereinen in Flensburg und in den mehr als 30 Schulen aufgehängt wurden. 

„Die initiierte Plakatkampagne sensibilisierte Mitglieder in Flensburger Sportstätten und Schulen, gab Gesprächsanlässe und Raum für Diskussionen und forderte zum bewussten Umgang mit Handys auf“, sagt Ruth Reich, Präventionsbeauftragte des TSB Flensburg. „An bestehende Verbote halten sich viele nicht. Über die Plakataktion ist es gelungen, die Mitglieder zu sensibilisieren und zu erreichen, dass das Gebot, das Handy auszuschalten, von fast allen befolgt wird“, sagt Ben Ullmann. Der 20-Jährige, der aus dem Triathlon kommt, absolviert derzeit eine Ausbildung zum Erzieher und arbeitet im TSB oft bis in die Nacht ehrenamtlich als Trainer und Jugendwart. 

Der TSB Flensburg gewinnt den „Großen Stern des Sports“ in Gold 2024

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte die bedeutendste Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen in Deutschland gemeinsam mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert, und der Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, am Montag (20. Januar) im Rahmen der feierlichen Preisverleihung in der DZ BANK in Berlin. Für diesen herausragenden Erfolg beim Wettbewerb „Sterne des Sports“, der bereits seit dem Jahr 2004 vom DOSB und den Volksbanken und Raiffeisenbanken durchgeführt wird, erhält der Verein aus Schleswig-Holstein ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Den Jugendschutz stärken - initiiert durch den Jugendausschuss

Der TSB Flensburg hatte sich über die VR Bank Nord beworben und überzeugte mit der Initiative „Ein sicherer Ort für alle!“, der dem allgegenwärtigen Handygebrauch im Alltag entgegenwirkt. Auch in den Umkleiden sind die Smartphones oft mit dabei, was dazu führt, dass sich Jugendliche dort nicht mehr sicher fühlen. Es war der Startschuss für die Kampagne „Mach mit! Handy aus.“, um den Kinder- und Jugendschutz zu stärken - angestoßen durch den Jugendausschuss, in dem sich junge Vereinsmitglieder ehrenamtlich zusammentun, um den Verein weiterzuentwickeln. „Die initiierte Plakatkampagne sensibilisiert Mitglieder in Flensburger Sportstätten und Schulen, gab Gesprächsanlässe und fordert zum bewussten Umgang mit Handys auf“, erläutert Dr. Ruth Reich, Präventionsbeauftragte des TSB Flensburg. „Die Aktion fand Unterstützung durch die Stadt Flensburg, Schulen und lokale Sportvereine und regte zu Diskussionen über Privatsphäre und Sicherheit an.“ Das Konzept ist einfach übertragbar und soll das soziale Miteinander respektvoller gestalten.

Ein Dank an alle, die für den Sport dranbleiben

Lawinen in Zeitlupe – diese Formulierung habe ich vor einigen Jahren beim Zukunftsinstitut gelesen, und ich nutze sie gerne, um gesellschaftliche Entwicklungen zu beschreiben. Mittlerweile müssen wir feststellen: Manche Lawinen sind massiv ins Rollen geraten. 

 Die libertäre, rechtsnationale, rechtsradikale Lawine beispielsweise. Sie wird größer und schneller, in den USA wird Donald Trump das zweite Mal zum Präsidenten vereidigt, dieses Mal mit deutlichem Votum der Wähler*innen. In Österreich ist der Chef der Rechtsaußen-Partei, Herbert Kickl, mit der Regierungsbildung beauftragt. Und Elon Musk, neuerdings 400-facher Milliardär, bekommt von einer überregionalen deutschen Tageszeitung die Gelegenheit, der deutschen Bevölkerung die Wahl der AfD zu empfehlen – einer Bevölkerung, in der der finanzielle Druck zunehmend größer wird. Viele Menschen in Deutschland machen sich Sorgen, ob und wie sie ihren Lebensstand halten können, ob ihr Job auch morgen noch sicher ist, ob sie auch weiterhin ihre Miete zahlen, ihre Kredite bedienen, ihre Kinder gut versorgen können. Und in Los Angeles hat das neue Jahr 2025 damit begonnen, dass durch die Klimakrise bedingte Feuerlawinen erbarmungslos ganze Stadtviertel vernichten.

Zeitalter der Polykrisen

Ja, die Lawinen sind ins Rollen geraten. Wir sind angekommen im Zeitalter der Polykrisen, im Zeitalter des Verlusts, wie der Soziologe Andreas Reckwitz es unlängst genannt hat, jedenfalls ist dies ein Zeitalter großer Unsicherheit – und mittendrin wir, die wir uns für den Sport für alle einsetzen, für den Sport vor Ort, für den Sport mitten in unserer und für unsere Gesellschaft. Und manch spitze Zunge behauptet nun vielleicht: „Soso, der Sport - und sonst habt ihr keine Sorgen?“

Ist Sport für alle ein „nice to have”? Ist der Sport vor Ort, das Sporttreiben im Verein angesichts der Lawinen, denen wir momentan ausgesetzt sind, nicht nur ein naiver Eskapismus in eine Welt, die es so nicht mehr gibt? Die gute alte Welt des Zusammenhalts, des Miteinanders, des voneinander Lernens, füreinander Daseins? 

Nein, ist er nicht! Diese Welt existiert nicht nur nach wie vor, sie ist sogar stärker denn je: Im Jahr 2024 haben wir in Deutschland erstmals in der Geschichte mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften in Sportvereinen zählen dürfen. Und diese 28 Millionen sind mehr als eine gute Nachricht: Sie sind unsere Zuversicht und unser Ansporn, uns weiterhin und überzeugter denn je einzusetzen für das, was auf unser Zeitalter der Polykrisen nicht nur eine gute, sondern die beste Antwort von allen bietet: das Gemeinwohl. Nüchterner gesprochen: unser gesellschaftlicher Zusammenhalt. Und größer gesprochen: Unsere Sportvereine sind heute – und vielleicht mehr denn je – der kraftvolle Herzschlag einer funktionierenden Zivilgesellschaft.

Welchen kraftvollen Herzschlag der Sport für alle entfalten kann, haben wir vergangenes Jahr im Sommer bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris erlebt. Dieses starke Miteinander, diese aufrichtig empfundene Gemeinschaft, die allen guttat – allen vor Ort und allen, die vor den Bildschirmen saßen, auch. Die Hochleistung und die Fröhlichkeit, der gemeinsame Elan und die gemeinsame Belastbarkeit. Die Innovation und die Tradition – das ist die Welt, in der wir leben wollen und die wir gestalten. Und für sie legen unsere Sportvereine auch hierzulande täglich den Grundstein. Sie legen den Grundstein, indem sie zum Beispiel der große Türöffner sind, um Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Sprache und weiterer Vielfaltsdimensionen nicht nur formal, sondern leicht und in gemeinsam erlebter Freude zusammenzubringen - das schafft kein Unternehmen, kein Kulturbetrieb und auch kein weiterer Bildungsträger.

Sport-Alltag als Tragwerk einer demokratischen Gesellschaft

Ja, Hochleistung und Fröhlichkeit. Gemeinsamer Elan und gemeinsame Belastbarkeit. Innovation und Tradition - in einem Satz: Der Alltag des Sports vor Ort. Dieser Alltag ist das Tragwerk unserer demokratischen Gesellschaft, und wir alle im organisierten Sport setzen uns mit unserer Arbeit jeden Tag aufs Neue für diese Werte ein.

Ja, ich weiß es leider nur zu gut, dass unsere Arbeit nicht oder nicht immer gesehen wird. Dass sie politisch sicherlich in weiten Teilen gewollt, aber gleichzeitig chronisch unterfinanziert ist. Und ja, das erfordert Kraft und Ausdauer von uns. Das erfordert unser Durchhaltevermögen, unser Umgehen-Können mit Niederlagen und morgen wieder aufstehen, weitermachen, dranbleiben.

Deshalb möchte ich zu Jahresbeginn einen Dank von Herzen an alle, die sich in den Sportvereinen engagieren, senden. Danke, dass Sie dranbleiben, weitermachen, den Fuß in die Tür stellen, dass Sie für die Menschen, denen Gemeinschaft am Herzen liegt und die Bewegung, das Weiterkommen, das Sich-entfalten-Können, denen Zusammenhalt am Herzen liegt, die Bildung für alle, das Verständnis füreinander und die eigene Leistungskraft, dass Sie all diesen Menschen mit Ihrer Arbeit einen Raum schaffen, der mit großer Freude erlebt werden darf: den Raum des Sports.

Dieser Raum erhält die demokratische Gesellschaft und bestärkt sie. Er ist auf ihrer Grundlage errichtet, auf der festen Überzeugung von Gemeinwohl und Integrität. Lassen Sie uns daher alles tun, was wir tun können, damit dieser unschätzbar wertvolle Demokratie-Raum Sport für alle auch nach dem 23. Februar erhalten bleibt.

(Autorin: Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand Sportentwicklung)

Sport und Demokratie

Wahlprogramme der Parteien im Überblick

Kernforderungen des DOSB an die nächste Bundesregierung

 

André Danke gewinnt den „Sterne des Sports“-Publikumspreis

Zum zehnten Mal haben der DOSB und die Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rahmen des Wettbewerbs „Sterne des Sports“ in Zusammenarbeit mit der ARD den Publikumspreis verliehen. Zur Abstimmung durch das Publikum des Morgenmagazins und die breite Öffentlichkeit standen drei Personen, die durch ihr besonderes persönliches Engagement für ihren Sportverein herausragten.

1. Platz André Danke - Gehörlosen-Sportverein Oldenburg  / Oldenburger Volksbank (2.000 €)

Der Gewinner des „Sterne des Sports“-Publikumspreises 2024 heißt André Danke (62%), ohne den beim Gehörlosen-Sportverein Oldenburg ein riesiges Puzzlestück fehlen würde. Er ist 1. Vorsitzender, Jugendwart, bringt die Öffentlichkeitsarbeit voran, unterstützt ehrenamtlich einen Kompakt-Schwimmkurs für Kindergartenkinder und vieles mehr. Bei den „Sternen des Sports“ ist der Verein aus dem Regierungsbezirk Weser-Ems mit der Initiative „Sport & Freizeit - mit uns bunt und barrierefrei!“ im Bundesfinale vertreten und wird von der Oldenburger Volksbank begleitet. Im Rahmen dieses Engagements bietet der GSV inklusive Sport- und Freizeitangebote und engagiert sich unter anderem mit Vorträgen zur Gewaltprävention und mit Erste-Hilfe-Kursen. Durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen fördert er zudem die soziale Integration und unterstützt Menschen mit Migrationshintergrund bei Behördengängen. Selbstverständlich hat André Danke auch die erfolgreiche Bewerbung der Oldenburger bei den „Sternen des Sports“ entscheidend vorangetrieben.

HIER geht´s zum ARD-Porträtvideo.

2. Platz Simon Schulte - SPORTKINDER BERLIN e.V. / Berliner Volksbank (1.000 €)

Auf den zweiten Platz wählte die Öffentlichkeit Simon Schulte (24%). Der ehemalige Landessportbund- sowie Hochschulmitarbeiter nutzte seine Expertise und sein Netzwerk zur Gründung eines Sportvereins: die SPORTKINDER BERLIN. Als 1. Vorsitzender und Geschäftsführer hat er auch die Bewerbung bei den „Sternen des Sports“ geschrieben und bei der Berliner Volksbank eingereicht. Die Initiative „Mehr Sport und Bewegung im schulischen Ganztag“ holte den Landessieg und steht nun im Bundesfinale. Kein Wunder: Der Verein fördert damit die Bewegungsaktivität und Bildungsgerechtigkeit an Grundschulen in sozial benachteiligten Berliner Bezirken. Mit Sportprogrammen und gezielten Bewegungsangeboten wird auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen, um soziale Ungleichheiten früh zu reduzieren. Durch die Kooperation mit Schulen, Bezirksämtern und anderen Vereinen ist eine nachhaltige Infrastruktur entstanden, die weiter ausgebaut werden soll. Das Engagement gilt als Vorbild für ähnliche Initiativen in anderen Regionen.

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3. Platz Alex Hartung - TURA Bremen / Volksbank Bremen Nord (500 €)

Rang drei ging an Alex Hartung (14%), Geschäftsführer von TURA Bremen und schon seit mehr als zehn Jahren beim Verein aktiv. Nachdem er bereits in der Vergangenheit ehrenamtliche Projekte initiiert hatte, überzeugte er nun als Filmproduzent. In einer 40-minütigen Dokumentation über „130 Jahre Tura Vereinsleben“ zeigt Alex Hartung Mitglieder, die den Verein durch jahrzehntelanges Ehrenamt geprägt haben. Mit diesem Video und dessen Veröffentlichung auf YouTube und Instagram würdigt der Initiator das Ehrenamt, dokumentiert den Einsatz der gezeigten Personen für kommende Generationen und inspiriert nicht zuletzt junge Menschen dazu, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren. So sagt auch Alex Hartung: „Ziel war es, dem Ehrenamt eine Bühne zu geben – Wertschätzung sollte großgeschrieben werden. Das Video soll zeigen, dass diese Menschen sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagieren, wir aber ebenso neue, jüngere Ehrenamtliche brauchen, die diese tolle Arbeit fortführen.“ Das Projekt wird unterstützt von der Volksbank Bremen-Nord.

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Team D für Winter-EYOF nominiert

Vom 9. bis 16. Februar 2025 richtet Georgien das 17. Winter European Youth Olympic Festival (EYOF) in Bakuriani, Tiflis und Batumi aus. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat dazu am gestrigen Dienstag, 14. Januar, sechs deutsche Nachwuchsathlet*innen aus den beiden Sportarten Eiskunstlauf und Snowboard nominiert, die für das Team D antreten werden.

Insgesamt werden zum Winter-EYOF über 950 junge Leistungssportler*innen aus 46 Nationen und acht olympischen Sportarten erwartet (Biathlon, Eishockey, Eiskunstlauf, Shorttrack, Ski Alpin, Ski Freestyle, Skilanglauf und Snowboard). Das EYOF ist die einzige Multisport-Großveranstaltung, die speziell für Europas beste Nachwuchssporttalente geschaffen wurde.

Patrizia Wittich, Chefin de Mission des Team D, betont: „Das EYOF bietet jungen Athlet*innen die Chance, sich mit den besten Nachwuchssportler*innen aus ganz Europa zu messen und das Gefühl eines olympischen Events zu erleben. Unser Team ist hoch motiviert und freut sich auf das Festival. Die Athlet*innen werden wertvolle Eindrücke mitnehmen und ihre bestmögliche Leistung zeigen.“

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